„Ich bin Altbayer, in München geboren, und diese Stadt, dieses Land, diese Landschaft haben mir viel gegeben und mein Wesen und mein Werk mitgeprägt.“ Carl Orffs Kindheit in München, wo er am 10. Juli 1895 zur Welt kam, war erfüllt von Eindrücken, die sein späteres Schaffen beeinflußten.
Nach einem Studium an der Akademie für Tonkunst begannen seine „Lehrjahre bei den alten Meistern“. Monteverdi faszinierte ihn am meisten. Er gestaltete dessen L’Orfeo, Lamento d’Arianna und Ballo delle Ingrate neu und schrieb Lieder für Singstimme und Klavier.

Mit der Gründung der Güntherschule 1924, zusammen mit Dorothee Günther, begann für Carl Orff ein neuer Schaffensbereich. An der Ausbildungsstätte für Gymnastik, Rhythmik, Musik und Tanz entwickelte er mit seiner Mitarbeiterin Gunild Keetman ein neues Modell für Musik- und Bewegungserziehung: das Orff-Schulwerk.
„Fortuna hatte es mit mir gut gemeint, als sie mir einen Würzburger Antiquariatskatalog in die Hände spielte, in dem ich einen Titel fand, der mich mit magischer Gewalt anzog: Carmina Burana.“, schrieb Carl Orff in seinen Erinnerungen über die Entdeckung der Benediktbeurer Handschrift, die die Grundlage zu seinem bekanntesten Werk wurde. Die Auswahl der Liebes-, Freß- und Sauflieder, die Carl Orff daraus traf und zu einer szenischen Kantate vertonte, wurde zum erfolgreichsten Werk des zeitgenössischen Musiktheaters. Er empfahl seinem Verleger nach der Uraufführung 1937: „Alles was ich bisher geschrieben und Sie leider gedruckt haben, können Sie nun einstampfen.“ Einige Jahre später schuf Orff Catulli Carmina und Trionfo di Afrodite, die er mit Carmina Burana zu Trionfi – Trittico teatrale zusammenfaßte.

Das Märchen als „die verspielte Tocher des Mythos“ war für Orff Quelle für ein neues Werk. Er benutzte das Märchen Der Mond der Brüder Grimm als Vorlage für sein Kleines Welttheater. Auch die Oper Die Kluge – Die Geschichte von dem König und der klugen Frau gründet auf Märchenstoffen. Mehr noch als in der Oper vom Mond ist in der „Klugen“ die Sprache von zentraler Bedeutung. Der pointierte musikalische Stil ist von den drastisch-derben Sprüchen aus einer Sprichwort-Sammlung von 1846 inspiriert.

„War die Sprache schon immer ein Hauptanliegen meines szenischen Schaffens gewesen, so wird in der Bernauerin das gesprochene Wort zum schöpferischen Urgrund“, sagt Carl Orff. Die Geschichte von Herzog Albrecht und der Augsburger Baderstochter Agnes beruht auf einer historischen Begebenheit. In der bairischen Komödie Astutuli, einer Art Publikumsbeschimpfung, liegt das musikalische Moment vor allem in der rhythmisierten Sprache. Auch die Comoedia de Christi Resurrectione – Ein Osterspiel und Ludus de Nato Infante Mirificus – Ein Weihnachtsspiel, leben vom bairischen Idiom.

1949, zwei Jahre nach der Uraufführung der Bernauerin, wurde Carl Orffs Antigonae zum ersten Mal in Salzburg aufgeführt. Die Sprachgewalt von Friedrich Hölderlins Nachdichtung des Trauerspiels von Sophokles begeisterte den Musikdramatiker. Mit Antigonae schuf er ein völlig neuartiges Musiktheater. Diesen Stil setzte er konsequent fort in Oedipus, ebenfalls in der Übersetzung von Friedrich Hölderlin. Danach konnte für Carl Orff „nur ein Werk wie der Prometheus des Aischylos … eine Steigerung bedeuten“. Die Uraufführung 1968 wurde als theatergeschichtliches Ereignis gefeiert, zum Teil auch mit Unverständnis bedacht.

Mit seinem persönlichsten Werk, De Temporum Fine Comoedia, dem Spiel vom Ende der Zeiten, beendete Carl Orff sein Lebenswerk. Es wurde 1973 bei den Salzburger Festspielen uraufgeführt.
Carl Orff starb am 29. März 1982 in München. Er ist in der Schmerzhaften Kapelle der Klosterkirche zu Andechs beigesetzt.

WERKE von Carl Orff:

  • Der Mond
  • Die Kluge
  • Die Bernauerin
  • Antigonae
  • Trionfi
  • Comoedia de Christi resurrectione
  • Oedipus der Tyrann
  • Ludus de nato Infante mirificus
  • Prometheus
  • De temporum fine comoedia
    Orff-Schulwerk: Musik für Kinder
    (Alle Werke von Carl Orff sind erschienen im Verlag Schott Musik International.)